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DIGITALE GESUNDHEIT

Wie deine Handynutzung dein Kind prägt

Smartphones sind für viele Eltern ein ständiger Begleiter - aber wie wirkt sich das auf unsere Kinder aus? Erfahre, welche überraschenden Auswirkungen deine Handynutzung auf die Entwicklung und das Verhalten deines Kindes haben kann. Entdecke praktische Tipps, wie du eine gesunde Balance zwischen digitaler Welt und Familienleben findest.

Stefanie Parth
29.8.2024 • 5 min
Junge Mutter sitzt am Tisch mit ihrem kleinen Sohn und schaut auf ihr Smartphone

Kennst du das? Du scrollst schnell durch dein Smartphone, während dein Kind dir etwas erzählt. Oder du checkst deine Nachrichten, während ihr zusammen am Esstisch sitzt. Vielleicht hast du dir noch nie Gedanken darüber gemacht, wie sich das auf dein Kind auswirken könnte. Aber was, wenn diese kleinen Momente größere Auswirkungen haben, als wir denken?

Technologie und Aufmerksamkeit

In unserer digitalisierten Welt ist Technologie zu einem festen Bestandteil unseres Alltags geworden. Smartphones, Tablets und Computer sind ständige Begleiter, die uns mit einer Flut von Informationen, Nachrichten und Unterhaltung versorgen. Diese ständige Erreichbarkeit kann regelrecht süchtig machen.

Das Problem: Unsere Aufmerksamkeit wird in so viele Richtungen gezogen wie nie zuvor. Wir jonglieren zwischen Arbeit, Familie, Freunden und unzähligen digitalen Reizen. In diesem Chaos der Ablenkungen entsteht ein Phänomen, das Experten als "Technoference" bezeichnen.

Technoference - eine Kombination aus "Technologie" und "Interferenz" - beschreibt, wie unsere Geräte unsere persönlichen Interaktionen stören. In der Eltern-Kind-Beziehung bedeutet das: Momente, in denen Eltern mehr auf ihre Bildschirme als auf ihre Kinder achten.

Und diese Technoference geht keineswegs spurlos an unseren Kindern vorbei. Eine Studie zeigt: Mehr als die Hälfte der befragten Kinder empfinden, dass ihre Eltern zu häufig auf ihre Handys schauen. Noch bedenklicher: 36 Prozent der Kinder berichteten, dass ihre Eltern selbst während Gesprächen durch ihre Handys abgelenkt sind. Diese Zahlen verdeutlichen: Unsere Kinder nehmen unsere digitalen Gewohnheiten viel bewusster wahr, als wir vielleicht annehmen.

Mögliche Auswirkungen auf Kinder

Studien und Beobachtungen zeigen verschiedene Auswirkungen dieser Technoference:

1. Veränderung der Beziehung: Eltern, die häufig durch ihre Geräte abgelenkt sind, interagieren nicht nur weniger mit ihren Kindern, sondern neigen auch dazu, ungeduldiger, gereizter oder sogar feindseliger auf ihre Kinder zu reagieren. Das könnte daran liegen, dass sich Eltern ständig zwischen der digitalen und der realen Welt hin- und hergerissen fühlen, was zu erhöhtem Stress und verminderter Toleranz führt. Langfristig kann das die Eltern-Kind-Bindung beeinträchtigen und das Vertrauensverhältnis stören.

2. Verhaltensänderungen: Kinder, die um die Aufmerksamkeit ihrer Eltern mit digitalen Geräten konkurrieren müssen, zeigen ein höheres Risiko für Verhaltensprobleme. Dazu gehören Depression, Rückzug, Hyperaktivität und Wutanfälle. Stell dir vor, dein Kind erzählt dir begeistert von seinem Tag, während du auf dein Handy schaust. Auch wenn du zuhörst, könnte dein Kind das Gefühl haben, nicht wichtig genug zu sein. Wenn dein Kind merkt, dass es gegen ein Smartphone "verliert", könnte es zu lautem oder störendem Verhalten greifen.

3. Emotionale Auswirkungen: Jugendliche, deren Eltern häufig durch ihr Smartphone abgelenkt sind, berichten von mehr Angstzuständen und depressiven Symptomen. Das zeigt, wie wichtig deine volle Aufmerksamkeit für das emotionale Wohlbefinden deines Kindes ist. Diese Gefühle können sich langfristig auf das Selbstwertgefühl auswirken und die Art und Weise beeinflussen, wie dein Kind Beziehungen wahrnimmt und gestaltet.

4. Nachahmung: Kinder beobachten uns von klein auf und ahmen unser Verhalten nach. Wenn sie sehen, dass wir ständig am Handy sind, werden sie neugierig und wollen es auch nutzen. Schon Babys und Kleinkinder greifen nach unseren Smartphones, angezogen von den bunten Bildern und Geräuschen. Mit zunehmendem Alter kann dieses erlernte Verhalten zu einer problematischen Handynutzung bei Jugendlichen führen. Sie übernehmen nicht nur unsere Gewohnheiten, sondern auch unsere Art, mit Stress und Langeweile umzugehen.

5. Kognitive Entwicklung: Wenn du häufig durch dein Smartphone abgelenkt bist, kann das die geistige Entwicklung deines Kindes beeinflussen. Besonders in den ersten Lebensjahren braucht dein Kind viele direkte Interaktionen mit dir, um Sprache und soziale Fähigkeiten zu lernen. Jede Unterbrechung dieser wichtigen Momente kann diese Lernprozesse stören.

Was kannst du tun?

Zunächst einmal: Es geht hier nicht darum, mit dem Finger zu zeigen oder Schuldgefühle zu wecken. Wir alle versuchen, uns in dieser digitalen Welt zurechtzufinden, so gut wir können. Ziel ist es vielmehr, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie unser Umgang mit Technologie unsere Kinder beeinflussen kann. Mit diesem Wissen können wir positive Veränderungen in unseren Alltag einbauen - ohne gleich komplett auf Technologie zu verzichten.

Hier sind einige Tipps, wie du Technoference reduzieren kannst:

Bewusstsein schaffen: Der erste Schritt zur Veränderung ist, sich der eigenen Gewohnheiten bewusst zu werden. Achte darauf, wann und warum du zum Smartphone greifst. Ist es Langeweile? Stress? Oder einfach Gewohnheit? Beobachte auch, wie dein Kind auf deine Handynutzung reagiert. Oft nutzen wir Geräte als Flucht vor Stress oder schwierigem Verhalten. Leider kann das dazu führen, dass Kinder sich noch auffälliger verhalten, um unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen. Versuche, diese Momente zu erkennen, ohne dich zu verurteilen. Es geht nicht um Schuld, sondern um Bewusstsein und Veränderung.

Handyfreie Zeiten einführen: Bestimme Zeiten oder Orte (z.B. beim Abendessen), an denen Handys tabu sind - für alle Familienmitglieder. Das schafft Raum für echte Gespräche und Verbindung. Lege das Handy nicht nur zur Seite, sondern packe es ganz weg. Allein die Anwesenheit eines Smartphones kann ablenken. Ein Tipp: Nutze einen "Handykorb", in den alle Familienmitglieder zu bestimmten Zeiten ihre Handys legen.

Vierköpfige Familie frühstücken in der Küche

(Quelle: August de Richelieu, Pexels)

Über Handynutzung sprechen: Erkläre deinem Kind, wann du dein Handy für die Arbeit und wann zum Vergnügen nutzt. Frage es, wie es sich fühlt, wenn du dein Handy benutzt, oder in welchen Situationen es besonders störend ist. Diese Gespräche sind wichtig, weil sie deinem Kind helfen, seine eigenen Gefühle zu verstehen und zu artikulieren. Gleichzeitig förderst du so auch das Einfühlungsvermögen deines Kindes - nämlich, wie sich andere fühlen, wenn es selbst sein Handy benutzt.

Technologie gemeinsam nutzen: Nutze Technologie als Möglichkeit, gemeinsam etwas zu erleben. Schaut euch zusammen Fotos an, recherchiert gemeinsam oder spielt ein lehrreiches Spiel. Gemeinsame Mediennutzung kann positive Auswirkungen auf die Entwicklung haben, da sie Gespräche und Interaktionen fördert.

Pausen einlegen: Plane regelmäßige "Digital Detox"-Zeiten ein, in denen die ganze Familie offline ist. Das können ein paar Stunden am Wochenende oder sogar ein ganzer Tag sein.

Qualitätszeit planen: Reserviere Zeit, in der du dich voll und ganz auf dein Kind konzentrierst - ohne digitale Ablenkungen. Das kann beim gemeinsamen Spielen, Vorlesen oder einfach beim Reden sein.

Fazit

Technoference ist eine Herausforderung unserer Zeit, aber sie ist nicht unüberwindbar. Mit ein bisschen Achtsamkeit und den richtigen Strategien können wir unsere Beziehungen zu unseren Kindern stärken - trotz (und manchmal sogar mit) Technologie.

Denk daran: Es geht nicht um Perfektion, sondern um Bewusstsein und kleine Schritte. Jeder Moment, in dem du dich bewusst für dein Kind entscheidest, ist wertvoll. Mit der richtigen Balance kannst du die Vorteile der digitalen Welt nutzen und gleichzeitig deinem Kind die Aufmerksamkeit und Verbindung geben, die es für eine gesunde Entwicklung braucht.

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